Zebuland Zossen

Buckelrind

Die Zebuland-Reportage


Die erste  Anfrage für eine Reportage kam überraschend schnell.  Ein Bericht über extensive Weidehaltung mit Buckelrindern könnte interessant werden. Ich hatte das Projekt „Beefhunter“ gerade erst gestartet. Umso erfreuter war ich das wir uns sofort einig wurden und die Formalitäten schnell geklärt waren. Nach dem wir auch noch einen passenden Termin vereinbaren konnten stand der Reise nichts mehr im Wege. Ziel: die Zebuland-Ranch von Nils-Peter Czaja im wilden Brandenburg. 


Nach schier endlosen Staus auf den Autobahnen und einigen geleerten Wasserflaschen erreichen wir dann abends endlich das Ziel. Der freundliche Rancher empfängt das Beefhunter-Team am ausgemachten Treffpunkt und los geht’s. Es ist nicht leicht mit dem Beefhunter-Mobil dem geländegängigen Pickup über die unbefestigten Wege zu folgen, aber nach knapp 20 Minuten stoppen wir schon auf einer,  von Eichen umgebenen Lichtung. Zu sehen ist ein schlichtes Gebäude zur Unterbringung von Gerätschaften, ein Stromaggregat um die Wasserpumpe anzutreiben und die rundherum gelegenen hohen Zäune der Koppeln mit Elektrizität zu versorgen. Staubiger Boden, karge Vegetation. Es ähnelt deutlich dem, was man eigentlich in Texas  erwarten würde.  Und Rinder gibt es —  Zwergzebus, wie die Bilder erkennen lassen. Hier, versteckt in der waldreichen Landschaft im „grünen Speckgürtel Berlins“ steht eine der wohl ungewöhnlichsten Rinderherden Deutschlands.


Rancher Nils führt uns herum. Die Abendsonne scheint heiß auf uns herunter. Füße wirbeln Staub auf, während wir an kargen Weiden entlangwandern und den Anblick des, zwischen Zossen und Mittenwalde gelegenen Landstrichs genießen. Natur soweit das Auge reicht. Freie Weideflächen, umrahmt von Kiefern, Eichen und anderen Gehölzen. Apfelbäume mischen sich dazu, Überbleibsel aus der guten alten Zeit, also zwischen 1900 und 1950, als hier noch Obstplantagen bewirtschaftet wurden. Sie tragen ihre Früchte  immer noch stolz zur Schau und bieten sie den vorbeiziehenden Rehen, Wildschweinen — aber auch dem hungrigen Wanderer feil. Kein Lärm stört die Idylle. Willkommen im Rinderparadies.


Freitagmorgen 7 Uhr. Die Sonne scheint bereits, die Temperaturen sind durch die umliegenden Bäume aber noch im erträglichen Bereich. Drei Autos fahren vor.  Die Männer steigen aus und gehen gleich ans Werk. Geredet wird nicht viel. Rancher Nils hat bereits ein Tier von der Herde separiert. Es herrscht fast andächtige Stille. Nur ein Eichelhäher krächzt empört auf und verlässt die Baumwipfel als ein lauter Schuss fällt. Das Zwergzebu ist auf der Stelle tot. 


Ein Rind wurde geschlachtet. Hier, mitten im Wald, in vertrauter Umgebung und völlig ohne Stress durch Verladen und Transport zum Schlachthof. Die nachfolgenden Minuten laufen routiniert ab. Der beantragte Jäger reinigt sein Gewehr, packt es zurück in den Waffenkoffer und verabschiedet sich. Ein Tierarzt, ein amtlicher Veterinär prüft das Rind und gibt es frei. Nils fährt seinen Traktor vor. Das Rind wird mit den Hinterläufen an der Gabel befestigt und in die Höhe gezogen bis es frei über dem Erdboden hängt. Nun geht der Fleischermeister ans Werk. Wenig später nimmt der Veterinär die erforderlichen Proben. Auch diesmal gibt er sein Okay, das Rind wird in den Kühltransporter verladen und zum Grobzerlegen in die Fleischerei gebracht. Es kehrt wieder Ruhe ein auf Zebuland. 


„Sudden Death“ — dieses für das Tier völlig stressfreie Schlachten hat aber auch seinen Preis. Für jede Tötung muss ein Antrag bei der Waffenbehörde und dem Veterinäramt gestellt werden. Die entstehenden  Genehmigungskosten, sowie der Betrag für die vorangehende Lebendbeschau belaufen sich auf rund 180.-€. Dann muss noch der Fleischer bezahlt werden, der für Schlachtung und Grobzerlegung auch noch sein Sümmchen fordert. All das macht sich letzten Endes aber auch in der Fleischqualität bemerkbar. Tierwohl und Qualität — Rancher Nils-Peter Czaja ist das „jeden Cent wert“.

Später am Abend treffen wir Nils auf seinem Anwesen. Wie kann es anders sein, Haus und Hof werden von hohen Elektrozäunen umgeben. Natürlich wird Beefhunter auch hier von neugierigen Zebus begrüßt. Nils erklärt, es handele sich bei den Tieren um ein besonderes Zuchtprojekt, bei dem die Zebus unter gesonderten Bedingungen aufgezogen werden, und so der Vergleich zu den teildomestizierten Artgenossen auf den waldigen Weidenbestellt werden kann. 


Nach einem kleinen Begrüßungstrunk wird es Zeit fürs Interview. Viele Fragen findet eine kleine Verkostung statt. Es gibt verschiedene Sorten Zebuwurst und den berühmten Buckelschinken, dessen hohe Qualität absolut seines Gleichen sucht. Geschmack hat seinen Preis, aber es lohnt sich. Satte 53,44€ pro 100g hat der diplomierte Fleischsommelier diesmal dafür kalkuliert. Zu teuer? Ich glaube nicht. Wenn man den Aufwand und die Besonderheit dieses Fleischproduktes addiert, und die Exklusivität dieses Schinkens dagegen hält ist sogar noch Luft nach oben. Der Buckelschinken war eines der feinsten Rindfleischprodukte die ich bisher probieren durfte. Zum Vergleich — in einem Nobel-Steakhaus gibt es Wagyufleisch ebenfalls für (ab) 50,-€/100g. Trend ist was in ist, aber „Zebu“ ist exklusiv …

Der Abend klingt in lustiger Runde aus, Nils Lebensgefährtin Anett, Tochter Nicola und der Sohn Tim gesellen sich dazu. Es wird beinahe Nacht, bevor das Beefhunter-Mobil die Ranch verlässt…




Zum Interview
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